Benediktinisch – ein spannender Einblick

Wir sind ein Bistum mit einer großen benediktinischen Tradition - nicht nur wegen Godehard, der als Abt von Niederaltaich zum Bischof von Hildesheim im Norden Deutschlands gerufen wurde. Vor allem nämlich gab und gibt es im Gebiet des Bistums Hildesheim und der Landeskirche Hannover eine große Zahl von ursprünglich benediktinisch (später zisterziensisch) geprägten Klöstern.


Und deswegen haben wir Äbte und Äbtissinnen der katholischen Klöster, aber vor allem der evangelischen Calenberger Klöster eingeladen. Nach Marienrode – wohin sonst? Wir wollten alle interessierten einladen, um ihnen über das Godehardjahr zu erzählen. Und wir wollten hören von den Erfahrungen der geiststarken Geschwister, die heute und hier ihren Glauben an der benediktinischen Regel ausrichten und ganz eigene Wege gefunden haben, Gemeinschaft zu leben und zu bezeugen.

Dass Bischof Heiner das Godehardjahr als Gelegenheit zu einem spirituellen Aufbruch des Bistums sieht und es entsprechend gestaltet – das hat alle nachdrücklich begeistert. Und das Echo war stark. Ein kaum zu stoppender Erzählfluss begann. So zeichnete sich das Bild einer schon längst laufenden spannenden Glaubensentwicklung ab.

Die Klöster sind Orte der Suchenden: Menschen, die neugierig geworden sind und nach einer spirituellen Orientierung suchen, ohne je mit der christlichen Tradition intensiver in Kontakt gekommen zu sein, Menschen, die eine Vertiefung in ihrem Glauben suchen – Menschen auf der Suche nach Gemeinschaftsformen: all das führt dazu, dass diese Orte zu geistlichen Hotspots werden. Viele, die dort ihr Zelt für eine bestimmte Zeit aufschlagen, denken nicht daran, dass sie vor Ort in einer Kirchengemeinde beheimatet werden könnten – für sie ist die Intensität des Lebens dort Heimat ihrer Glaubensbiographie.

Es zeigte sich ganz deutlich, wie zeitgemäß und passend die Benediktregel ist und Menschen ermöglicht, ihren Rhythmus entsprechend einzusteigen auf dem Weg des Glaubens. Ob diese Weisheit einer christlichen Lebensordnung und einer Gemeinschaft im Suchen und Leben genau die Zukunft ist – geistliche Orte für die Kirche von morgen.

Genau darüber gilt es nachzudenken. Wenn am 5. Mai 2022 das Godehardjahr beginnt, werden auch viele Äbte und Äbtissinen benediktinischer Prägung dabei sein aus der großen Ökumene der Gottsuchenden. Mit ihnen zusammen werden wir am 6. Mai bei einem großen Symposion über die Zukunft der Orden und ihre Bedeutung nachdenken.

Und die Zeuginnen und Zeugen dieses Weges hier in unserem Bistum können einen wunderbaren Beitrag leisten: wir planen einen geistlichen Weg für unser Bistum durch das Jahr. Vielleicht ergeben sich Schlüsselworte für einen gemeinsamen Weg des Christseins an Hand der benediktinischen Grundausrichtung. Denn ja, das Godehardjahr wird benediktinisch und uns so zum Ur-sprung unseres Christseins führen...

 

Dr. Christian Hennecke